Koordinatenmesstechnik als Bedingung
: Wenzel
Ohne Messmaschine keine Chance auf diesen Auftrag. Es war eine klare Ansage, die der Geschäftsführer der Sturmform GmbH vor einigen Monaten von einem potenziellen Kunden zu hören bekam – eine mit richtungsweisender Wirkung. Denn nur kurze Zeit später hielt ein CNC-Portalmessgerät SF 55 der Marke Wenzel beim auf die Herstellung hochpräziser Metallteile spezialisierten Lohnfertiger Einzug. Geliefert wurde dieses von GGW Gruber. Und das in Rekordzeit, denn coronabedingt hatte man „zufällig“ eines auf Lager. Von Sandra Winter, x-technik
„Die Shopfloor-Tauglichkeit war keine Grundbedingung, da wir ohnehin einen Messraum in unserer Fertigung errichteten. Was für mich aber wirklich ausschlaggebend war: Das Thema Datenbank und wie ich meine Messdaten verwalten kann. Der Dreh- und Schwenkkopf, der sich vor allem bei Bohrungen im 15°- oder 10°-Bereich bezahlt macht. Die Finanzierungsunterstützung, die uns die Firma GGW Gruber ermöglichte und natürlich last but not least die unschlagbare Lieferzeit“, verrät Erich Sturm BSc., Geschäftsführer der Sturmform GmbH, was aus seiner Sicht für den Einsatz einer Wenzel SF 55 sprach. Mittlerweile hat er auch den Support von Denis Firulovic und seinen Kollegen sehr zu schätzen gelernt. „Die Visitenkarte von Peter Sleik, dem Leiter der Anwendungstechnik, der uns drei Tage lang auf die neue Maschine einschulte, ist gleich neben dem Bildschirm platziert. Die Unterstützung funktioniert einwandfrei. GGW Gruber ist für mich ständig erreichbar und hat mir schon oft mit wertvollem Input weitergeholfen“, lobt er.
Stimmiges Gesamtpaket
Im Zeitalter von Industrie 4.0 geht der Trend eindeutig dahin, immer mehr Messaufgaben direkt in den Shopfloor zu verlagern. Deshalb brachte die Firma Wenzel mit der SF 87 und der SF 55 zwei CNC-Koordinatenmessgeräte auf den Markt, die sich für einen Einsatz inmitten einer Fertigungsumgebung eignen. „Die SF 55 punktet u. a. mit einer Portalbauweise, bei der alle Führungen aus Granit sind, mit einer passiven Schwingungsdämpfung und mit einer anwenderfreundlichen, auf Microsoft Office Fluent basierenden Messsoftware, bei der standardmäßig inklusive ist, was bei anderen Anbietern oftmals als Extra-Modul dazugekauft werden muss – beispielsweise die Datenbank und die Berichterstattung. Bei uns erhält man wirklich ein betriebsbereites All-in-Paket, mit dem man sofort losstarten kann“, betont Denis Firulovic. Alles in allem sei die Handhabung der SF 55 laut Erich Sturm simpler als erwartet zu bewerkstelligen: „Bis aufs 3D-Scannen von Freiformflächen habe ich nahezu alle Funktionen der Maschine bereits ausgetestet und wenn man einmal weiß, auf welche Eigenheiten aufzupassen ist, ist das Ganze sehr gut beherrschbar, sofern der Bediener Erfahrung mit einer CNC-Programmierung hat“, sagt er.
Investition in die Zukunft
Obwohl die Sturmform GmbH schon länger mit der Anschaffung einer Messmaschine geliebäugelt hatte, brauchte es letztendlich doch den Anstoß eines besonders fordernden Kunden, um diesen Investitionsschritt zu tätigen. „Als Lohnfertiger tendiert man instinktiv wohl eher dazu, sich eine neue Dreh- oder Fräsmaschine anzuschaffen, weil diese im wahrsten Sinne des Wortes produktiver sind. Aber das ist ein Trugschluss. Wer sich die Herstellung von Präzisionsteilen auf seine Fahnen heftet, muss die Qualität seiner Produkte auch belegen können, sonst wird man irgendwann unglaubwürdig“, bekräftigt Erich Sturm. Mit der SF 55 sieht er sich demzufolge perfekt für die Zukunft aufgestellt.
Warum er und sein Team an sich recht lange mit einfachen Messhilfen auskamen, hat mit der Historie des seit 1988 bestehenden Familienbetriebs zu tun. Der Firmengründer Franz Sturm startete als gelernter Werkzeugmacher ursprünglich damit, Formen für Kunststoffbetriebe zu bauen. Der vermehrte Schwenk in Richtung Lohnfertiger erfolgte erst in den letzten Jahren. „Die Fokussierung auf einige wenige Kunden setzte uns während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 ziemlich unter Druck. Deshalb versuchen wir uns seither breiter aufzustellen“, erklärt Erich Sturm. Und so werden in Gramatneusiedl mittlerweile nicht mehr „nur“ Formen, Vorrichtungen, Prototypen und Kleinserien, sondern zunehmend auch Großserien hergestellt. „Eigentlich gibt es nichts, was wir nicht zumindest probieren wollen. Natürlich müssen wir schauen, welche Teile zu unseren Anlagen passen, aber durch den Formenbau können wir ein relativ breites Spektrum abdecken“, zeigt sich der 39-jährige Sturmform-Chef offen für herausfordernde Projekte unterschiedlichster Art.
100 % Vollvermessung für Erstmuster
Sehr herausfordernd war auch die Aufgabenstellung, die letztendlich zum Kauf einer Koordinatenmessmaschine SF 55 von Wenzel führte. Schließlich galt es das eigene Fertigungs-Know-how bei einem Ventilblock unter Beweis zu stellen, der – wie Erich Sturm es ausdrückt – „durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse“. „Bei uns wurde das neu erworbene CNC-Portalmessgerät gleich beim ersten Einsatz bis an seine Grenzen gebracht. Zu bewerkstelligen war nämlich eine 100 % Vollvermessung von allen in einer Zeichnung angegebenen Maßen. Dabei waren sehr enge Form- und Lagetoleranzen einzuhalten, Koaxialitätsbestimmungen vorzunehmen und sogar Winkel von Bohrerspitzen anzugeben“, beschreibt der Sturmform-Geschäftsführer nur einen kleinen Bruchteil jener Inhalte, die in einem insgesamt sechsseitigen Messprotokoll abzubilden waren. „Teilweise mussten wir Passungstiefen kontrollieren, die bei einer Wandstärke von drei Zehntel Millimetern gar nicht mehr per Messkugel tastbar sind. Da brachten wir dann selbst gefertigte Grenzlehren ins Spiel“, weist er zwischen den Zeilen auf eine weitere Kernkompetenz seines Unternehmens hin: Einfallsreichtum. Davon profitieren allerdings nicht nur die Kunden. Denn alleine bei der Wenzel Maschine zeugen neben den bereits erwähnten Kalibern u. a. ein selbst gemachter Referenzkugel-Halter sowie eine in Eigenregie konstruierte Aufspannvorrichtung von den kreativen Lösungsansätzen der Gramatneusiedler.
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